Chronik

Charlotte Müller, langjähriges Mitglied im TV Elsterwerda, schrieb im März 1988 eine Chronik über den Tennissport in Elsterwerda. Sie soll Ihnen an dieser Stelle nicht vorenthalten werden.

Tennistradition in Elsterwerda

Der Tennissport hat in Elsterwerda eine alte Tradition. Schon 1922 wurde in der damaligen Siedlungsstraße, wo der 1. Turn- und Sportplatz in Elsterwerda stand, Tennis gespielt. Die dort vorhandenen zwei Plätze waren in vielen freiwilligen Arbeitsstunden der Sportler und mit Unterstützung finanzkräftiger Mitglieder geschaffen worden.
Später erhielt die Anlage den Namen „Ludwig-Jahn-Sportplatz“. In den 30er Jahren wurde er auf das Sportgelände am Holzhof verlegt, wo bis zum Krieg eifrig Tennis gespielt wurde.

Nach Kriegsende boten die Plätze einen trostlosen Anblick. Zwei bis drei Meter hohe Akazien hatten die Plätze neben vielem Unkraut überwuchert.

Da waren es im Jahre 1948 vor allem die Sportfreunde Hummel und Opitz, die die Initiative ergriffen, um die Plätze wieder instandzusetzen. Sie berieten sich mit der Firma Carrasalt Dresden, und nach langem Briefwechsel besichtigte am 2.5.49 Ing. Todd, Dresden (Fachmann für Tennisanlagen) die beiden Plätze, die Besitz des Rates der Stadt waren. An dieser Besichtigung Namen teil: Stadtrat Thomas und die Sportfreunde Hummel, Opitz, Klaube und Jensen.
Als Ergebnis dieser Besichtigung stellte Ing. Todd eine Liste der benötigten Geräte und auszuführenden Arbeiten auf. Er sagte abschließend: „Eine solch herrliche Anlage, wie sie die Stadt Elsterwerda in Gestalt des Stadions besitzt, darf nicht dem Verfall preisgegeben werden.“

Gründung der Tennissparte

Dies war das Signal zur Gründung der Tennissparte am 10.5.49 mit folgenden Mitgliedern: Weinhold, Opitz, Herold, Bormann, den Frauen Hummel, Berger, Schäfer unter Sektionsleiter A. Hummel. Anwesend waren noch ein Vertreter  vom Rat der Stadt und Karl Unverricht vom Krei-Sport-Ausschuss.

Am 15.5.49 erging ein Aufruf zum Platzbau und am 23.5. begannen die praktischen Arbeiten zuerst mit der Entrümpelung der Anlage. Es ist in diesen Wochen eine enorme Arbeitsleistung vollbracht worden. Bis 22.6. wurden von 20 Sportlern 523 Arbeitsstunden geleistet.

Schon am 11.7. konnte mit der Aufbereitung der Plätze begonnen werden, vor allem nachdem es vielen Bemühungen gelungen war, vier Tonnen Rotsand (pro Tonne 38 Mark) zu beschaffen. Ein großes Problem stellte die Wasserversorgung dar. Dies wurde erst besser, als das Bad gebaut wurde. Bis dahin stellte Sportfreund Opitz kostenlos eine Pumpe zur Verfügung.
Am 5.8.49 waren die Plätze fertig und am 7.8.49 war Eröffnung und Übergabe an den Rat der Stadt, der auch eingewilligt hatte, einen Platzwart zu stellen. Es war Robert Heselich, der die Anlage viele Jahre vorbildlich betreute.

Zum Eröffnungsturnier waren auch der Bürgermeister und Herr Beuchler zugegen. Das erste Spiel bestritt Sportfreund Bormann gegen Dr. Bergmann Mückenberg.

Nun kamen immer neue Mitglieder zur Sektion. Der Tennissport zog viele Freunde an.

Hilfe aus Berlin

Nachdem Sportfreund Hummel 1953 Elsterwerda verließ, übernahmen Max Ritz und dann Eitel Schiele die Sektionsleitung. Um besseres Tennisspiel zu erlernen, wurde der Trainer J. Müller-Melage aus Berlin für einige Zeit nach Elsterwerda geholt. Dieser hat neben täglichen Trainingsstunden, die vor allem der Jugend galten, auch in Vorträgen den Spielern viele wichtige Hinweise und Anregungen gegeben. Eine solche war es auch, einen dritten Platz zu bauen, da die zwei Plätze der immer steigenden Mitgliederzahl nicht mehr genügten. Auch die vielen Turniere mit benachbarten Sektionen (Gröditz, Riesa, Großenhain u.a.) brauchten eine größere Platzanlage. Für diese zusätzliche Aufgabe stellten sich vor allem Annemarie und Willi Sanne zur Verfügung, die auch dann die Sektionsleitung übernahmen.  Der Bau des dritten Platzes wurde 1958/59 durchgeführt.
Die Lage der Plätze, früher Nord/Süd, musste in Ost/West verändert werden.

Bei der Umgestaltung, die mit der Rodung der großen Parkbäume begann, haben nicht nur alle Mitglieder, sondern auch viele Sportler von anderen Sektionen tatkräftig mitgeholfen. Zahlreiche Aufbaunadeln und Urkunden vom „Nationalen Aufbauwerk“ befinden sich noch heute in den Händen der älteren Sportler. Auch Platzwart Heselich war hierbei unermüdlich tätig.

Die Umgestaltung und Vergrößerung kostete 9000 Mark. Davon bezahlte der Rat der Stadt 4000 Mark und die restlichen 5000 Mark holte Willi Sanne in Berlin aus Lotto-Geldern. Im Anschluss and en Platzbau wurde auch das Tennishaus errichtet, für das Helmut Donath die Zeichnung machte.
Am 10. und 11.10.59 wurde auf der fertiggestellten Platzanlage ein Funktionärs-Tennis-Turnier der BSG Lok durchgeführt, das überall sehr großen Anklang fand und einen Höhepunkt in der Sektion darstellte. Alle auswärtigen Gäste wurden privat untergebracht, und der Rat des Kreises erteilte Freigaben für zusätzliche Lebensmittelmarken.

Nach Willi Sanne übernahm Helmut Donath die Sektionsleitung. Unter ihm wurde die Platzanlage weiter verbessert. Neue Schiedsrichterstühle wurden von ihm entworfen und gebaut, und vieles andere mehr. Er organisierte viele Freundschaftstreffen, und die Spieler der Sektion Tennis Elsterwerda holten bei den Lok-Turnieren in Sellin, Göhren, Greifswald, Blankenburg und Berlin viele Urkunden und 1. Plätze, besonders Annemarie Sanne war fast immer im Endspiel. Auch an DDR-offenen Turnieren nahmen Elsterwerdaer Tennisspieler mit Erfolg teil.

Helmut Donath pflegte sehr die Geselligkeit in der Sektion. Im Winter kegelten die Tennisspieler im Gesellschaftshaus und auch die Tanzvergnügen im Winter sind bei älteren Spielern noch in guter Erinnerung.

Im Jahre 1967 wurde Erich Mauß Sektionsleiter. Unter ihm errangen die inzwischen für Punktspiele gebildeten Mannschaften gute Plätze. Die 1. Männermannschaft stieg zur Bezirksliga auf und die Damen-Mannschaft errang zwei Mal den Aufstieg zur DDR-Liga. Auch der Besuch von Lok-Turnieren uns Senioren-Turnieren wurde gefördert und von Elsterwerdaer Tennisspielern mit guten Erfolgen besucht. Auch die Jugendmannschaften errangen unter Erich Mauß gute Plätze.

Die Ära Anders

Ab 1972  übernahm Dieter Anders die Sektionsleitung. Auch er musste wie alle seine Vorgänger immer wieder zu Arbeitseinsätzen aufrufen; denn eine Tennisanlage muss dauernd gepflegt werden. Das größte Problem ist seit Jahren die kontinuierliche Wasserversorgung.

Sportfreund Anders hat sich große Verdienste mit dem regelmäßigen Training von Kindern und Jugendlichen erworben.

Die Zahl der Mitglieder, die jedes Jahr trotz der üblichen Abgänge zunahm, hat ab 1985 sprunghaft zugenommen und die 100er Grenze überschritten. Jedes Jahr wurden mehr Mannschaften zu Punktspielen gemeldet, was sehr viel organisatorische Arbeit erfordert, schon allein die Betreuung der Kindermannschaften. Nicht unerwähnt kann die Festveranstaltung vom 29.9.79 bleiben, die anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Sektion durchgeführt wurde und großen Anklang fand.

1986/87 wurde die gesamte Platzanlage erneuert. Die Durchführung dieser großen und schwierigen Aufgabe ist nur der Initiative von Sportfreund Anders und der Hilfe vom Rat der Stadt und der BSG Lokomotive zu danken.

Im Jahre 1987 stellte die Sektion Tennis sieben Mannschaften zu Punktspielen auf, davon drei Kindermannschaften. Die 1. Männermannschaft konnte zur Bezirksliga aufsteigen und die Frauenmannschaft ihren Platz in der Bezirksliga halten.
Die Seniorensportler Liane und Achim Müller und Erich Mauß holen bei Senioren-Turnieren fast immer 1. Preise und der Sektionsleiter Dieter Anders belegte einen guten Platz in der Bezirksrangliste.

Der hohe gesundheitliche Wert und die große Beliebtheit des Tennisports wird nicht nur durch die hohe Mitgliederzahl sichtbar, sondern auch durch die vielen Altersklassen, haben wir doch aktive Mitglieder von 8 bis 75 Jahren.
Möge die bevorstehende Einweihung der neu gestalteten Platzanlage ein weiterer Höhepunkt in der Sektion werden und noch vielen Tennisspielern zur Gesunderhaltung und Lebensfreude dienen.